Fit fürs Weitwandern mit Wanderführer Michael Schmitt
Stuttgart. Wandermarathon, Megamarsch, Ultrahike, 12- oder gar 24-Stunden-Wanderung – es gibt viele Varianten des Weitwanderns. Doch egal wie weit man läuft und wie die Tour heißt, Weitwandern ist eine große Herausforderung für Körper und Psyche, die trotzdem – oder gerade deshalb zunehmend beliebt ist bei Wandernden. Doch wie wird man vom „Normal-Wandernden“ zum „Weit-Wandernden“? Michael Schmitt, zertifizierter Wanderführer beim Schwäbischen Albverein und ebenso leidenschaftlicher wie erfahrener Weitwanderer, gibt Tipps:
Die Vorbereitung: wandern, wandern, wandern
„Auf eine Weitwanderung bereitet man sich am besten vor, indem man wandert“, sagt Michael Schmitt. Und zwar zunehmend längere Distanzen. „Es bringt meiner Erfahrung nach nichts, immer bei den 10 bis 15 Kilometern hängenzubleiben. Lieber weniger Touren machen, aber dann die 30 Kilometer anpeilen.“ Denn eine Weitwanderung sei für viele oft körperlich gar nicht so sehr belastend, mache aber mentale Probleme. Lange Trainingsmärsche trainieren den Körper und die Psyche und helfen Durststrecken gut durchzustehen. „Am besten fängt man etwa ein Vierteljahr vor einer langen Tour an, längere Strecken zu wandern“, erklärt der Wanderführer. Dazu klassisches Krafttraining vor allem für die Beine sowie Dehnübungen. Denn grundsätzlich gilt: „Je fitter man ist, desto leichter fallen lange Distanzen beim Wandern.“
Gut gekleidet und beschuht – Ausrüstung Teil 1
„Man braucht erst einmal, das was man am Körper trägt“, so Schmitt weiter, „also gut eingelaufene Wanderschuhe und bequeme, der Jahreszeit entsprechende Wanderkleidung. Außerdem eine Fleecejacke, falls es kalt wird, und natürlich eine Kopfbedeckung.“ Bei den Wanderschuhen hänge es stark vom Gelände ab, ob man lieber Trekkingschuhe oder lieber richtige Bergstiefel anziehe. „Bei den Trainingstouren kann man die Ausrüstung gleich testen. Oft merkt man nämlich erst bei längeren Distanzen, dass es irgendwo zwickt oder drückt“, verrät Schmitt.
Ein gut gepackter Wanderrucksack – Ausrüstung Teil 2
Michael Schmitt rät immer ein kleines Erste-Hilfe-Set mit Verbandszeug und Blasenpflaster dabei zu haben. „Bei unseren geführten Albvereins-Touren sind die Wanderführer und Wanderführerinnen damit ausgerüstet. Da kann man Verbandszeug auch daheimlassen“, sagt er. Dazu komme eine Stirn- oder Taschenlampe, da man manchmal schon in der Dämmerung losläuft bzw. in der Dunkelheit das Ziel erreicht. Zudem gerne ein kleines Taschenmesser, eine geladene Powerbank fürs Handy und ein Stück Schnur, falls ein Schnürsenkel reißt. Dazu etwas Bargeld für den Notfall, um eventuell ein Taxi rufen oder den Bus bezahlen zu können. „Ich habe außerdem immer einen Regenschirm dabei“, verrät Schmitt. „Bei einem kurzen Schauer reicht mir das. Und im Hochsommer kann man ihn auch zum Sonnenschirm umfunktionieren.“
Essen und Trinken – ohne geht es nicht
Ein gutes Vesper und einige nahrhafte Snacks für Zwischendurch wie Riegel oder Nüsse gehören in den Wanderrucksack. Dazu genug zu Trinken. „Man muss natürlich schauen, wie viel man tragen kann. Aber zwei Liter sollten auf jeden Fall dabei sein, besser etwas mehr“, erklärt Michael Schmitt. Ob man dafür Trinkflaschen oder lieber eine Trinkblase verwende, hänge von der eigenen Vorliebe ab. Doch was, wenn einem an einem heißen Tag unterwegs das Wasser ausgeht? „Dann geht man am besten auf einen Friedhof“, rät der Wanderführer. „Dort gibt es im Sommer immer frisches und sauberes Trinkwasser.“
Was unterwegs zu beachten ist
Michael Schmitt rät, das Wandertempo zügig zu halten, um voran zu kommen. „Ich bevorzuge einen fünfer Schnitt, also rund 5 Kilometer pro Stunde. Bei vielen Höhenmetern natürlich etwas weniger.“ Durststrecken gebe es immer, wie stark man sie empfinde, sei aber sehr individuell. Da helfe es gerade als Anfängerin oder Anfänger im Weitwandern in einer Gruppe zu laufen. „Man motiviert sich dann gegenseitig. Außerdem ergeben sich immer interessante Gespräche, das lenkt ab, wenn die Strecke etwas langweilig ist oder einem die Beine weh tun.“
Auch bei guter Vorbereitung empfiehlt Schmitt sich für den Notfall eine Ausstieg-Strategie zurechtzulegen. Man sollte seine Wanderstrecke gut planen und etwaige Ausstiegspunkte kennen sowie unterwegs auf das eigene körperliche und psychische Befinden achtgeben. „Beim Schwäbischen Albverein haben das die Wanderführer oder die Wanderführerin im Blick und man ist gerade Neuling bei Weitwandertouren gut betreut“, so Schmitt.
Michael Schmitt ist zertifizierter Wanderführer beim Schwäbischen Albverein und Vorsitzender der Ortsgruppe Stuttgart. Seit vielen Jahren nimmt er regelmäßig an der Wander-Weltmeisterschaft über den Rennsteig in Thüringen teil, bei der vier Weitwander-Distanzen zwischen 42 und 170 Kilometer non-stop gewandert werden können. Michael Schmitt hat 2024 die 170 Kilometer-Distanz – also die gesamte Länge des Rennsteigs – in 40 Stunden bewältigt.
Workshop „Weitwandern für Anfängerinnen und Anfänger“
Am 3. und 17. Mai bietet Wanderführer Michael Schmitt in Stuttgart einen zweiteiligen Workshop zum Weitwandern. Teil 2 setzt den Besuch des ersten Teils voraus.
Teil 1: Theorie und Kurzwanderung
Samstag, 3. Mai, von 9 bis 12 Uhr, in Stuttgart. Der genaue Ort wird bei Anmeldung bekannt gegeben. Für Mitglieder kostenfrei, Nichtmitglieder 8 Euro.
Teil 2: Trainings-Wanderung (ca. 35 Kilometer)
Samstag, 17. Mai, von 8 bis 17 Uhr, in und um Stuttgart. Ein Ausstieg unterwegs ist möglich. Startpunkt erfahrt Ihr bei Anmeldung. Für Mitglieder kostenfrei, Nichtmitglieder 8 Euro.
Alle Infos zum Workshop unter https://wandern.albverein.net/weitwandern_workshop, Anmeldung und Rückfragen bitte direkt an Michael Schmitt unter