Das „MundArtFestival“ des Schwäbischen Albvereins in der Stuttgarter Liederhalle, welches seit 16 Jahren gemeinsam mit dem Silberburg-Verlag veranstaltet wird, fand auch am 21. April 2017 wieder eine große Fangemeinde: Der 400 Plätze zählende Schillersaal war so gut wie ausverkauft. Die Schwäbischen Anekdoten und die hochkarätige Unterhaltungsmusik fanden bei den Zuhörern enormen Anklang.
Bei seiner Begrüßung lobte Organisator Helmut Pfitzer die hervorragenden Dialektkünstler im Land. Er machte darauf aufmerksam, dass Humor auf Schwäbisch über viele Facetten verfügt und die im Anschluss auftretenden Künstler einen eindrucksvollen Überblick über die schwäbischen Kunststile verschaffen.
Vortragskünstler Wolfgang Wulz trat zuerst auf die Bühne. Er ist bekannt für seine Ortsnecknamen, von denen er 300 bis 400 parat hat. Zum Beispiel seien die Heidenheimer bekannt als „Knöpfleswäscher“. Die Story basiert darauf, dass eine brave Ehefrau während der großen Armut des 19. Jahrhunderts ihrem an der Werkbank schaffenden Mann selbst gekochte „Knöpfle“ (Hefeknödel) zum Mittagessen vorbeibringen wollte, diese aber auf den Boden fielen und das Weib sie deshalb in der Brenz wusch. Der Spion aus Aalen beobachtete sie dabei und brachte so die Geschichte in Umlauf. Eine andere Geschichte spielte sich in der Nähe von Böblingen ab, in Ehningen. Dort brütete der Küfer Enteneier aus, da er während seiner Bettlägerigkeit ja sonst zu nichts nutze war. So zumindest sah das seine Frau und jubelte ihm die Eier unter. Seitdem heißen die Ehninger Entenbrüter. Einen weniger schmeichelhaften Ortsspitznamen haben die Aidlinger. Das seien, so Wulz, die „Bachscheißer“. Hintergrund ist der, dass der Büttel des Ortes einst ein öffentliches Verbot für „das Bescheißen des Baches während der Mostzeit“ verkündete.
Nach den ebenso lustigen wie derben Ergüssen des Knöpfleswäschers Wolfgang Wulz stand das Blechbläserquartett HeiliXblechle auf dem Programm. Diese unterhaltsame schwäbische „Boygroup“ brachte Schwung in den Schillersaal. Sie offenbarte ein breites Repertoire von A Capella über Tanz- und Unterhaltungsmusik bis hin zu höfischen Klängen. In den musikalisch unterlegten Erzählungen ging es um bekannte schwäbische Geschichten, wie zum Beispiel um die Hintergrundstory des Lieds „Auf der Schwäbischen Eisenbahn“. Präsident Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß und Vizepräsident Hansjörg Schönherr dienten dabei als lebende Diaprojektoren, indem sie die Tafeln mit den selbsterklärenden Zeichnungen ins Publikum hielten. Zum Beispiel ein Plakat mit einer Ziege, die am Zug festgebunden war und später eines mit nur noch einem Ziegenkopf, der an einer Leine festgebunden am Ende des Zuges hing.
Zu guter Letzt gab der badische Nationaldichter Harald Hurst einen Streifzug durch seine unzähligen Bücher zum Besten. Dabei machte er sich über den Bau- und Sanierungswahn mancher Schwaben lustig, die so viel an ihrer Wohnqualität basteln, dass sie eigentlich gar nicht mehr zum Wohnen kommen oder über die unsäglichen Begegnungen mit Hundebesitzern, deren kleiner Liebling niemals beißen würde, wenn, dann höchstens zwicken.
Alles in allem ging um 22 Uhr ein lustiger und unterhaltsamer Kleinkunstabend zu Ende.
Das Thema „Mundart“ hat beim Schwäbischen Albverein eine langjährige Tradition. Der Mundartkünstler Helmut Pfitzer hob im Jahr 2000 die Idee aus der Taufe, regelmäßige Kleinkunstveranstaltungen mit mundartbezogener Musik und Literatur zu etablieren. Mittlerweile gibt es im Vereinsgebiet fast 30 Mundartbühnen, die unterhaltsame Kleinkunst auf hohem Niveau anbieten.
Das Mundartfestival findet einmal im Jahr statt. Die traditionelle Musik- und Poesieveranstaltung wird vom Schwäbischen Albverein zusammen mit dem Silberburg-Verlag veranstaltet.
Alle weiteren Mundart-Veranstaltungen sind auf der Homepage des Schwäbischen Albvereins nachzulesen: http://heimat-kultur.albverein.net/mundart-musik/